Wer waren die Fürstbischöfe?

Zwischen Museen und Schlössern vereinen sich Kunst und Geschichte

Fast acht Jahrhunderte lang (vom Beginn des 11. Jahrhunderts bis 1803) waren die Bischöfe gleichzeitig auch die Fürsten von Trient. Der Kirchenstaat umfasste jeweils einen Teil der heute autonomen Provinzen Trento und Bolzano. Die Geschichte des Trentino ist logischerweise eng mit diesen Herrschern verflochten. Zwei Persönlichkeiten stechen dabei besonders hervor: Bernando Clesio und Cristoforo Madruzzo.

Die Kunst- und Geschichtstour Sentiero Culturale Storia e Arte führt zu Burgen und Schlössern, einzigartigen Kunstwerken, majestätischen Palästen und Kirchen. In einer davon fand von 1545-1563 das berühmte Konzil von Trient statt, das als eines der Schlüsselereignisse katholischer Geschichte gilt.

Ausgangspunkt ist Trento, die Stadt des Konzils (Etappen A-B)

Der Kulturpfad startet in Trento mit den berühmten Fresken im Gewölbe des Castello del Buonconsiglio. Diese Burg war jahrhundertelang Sitz der Bischofsfürsten. In der Schatzkammer wurden einst zahlreiche Kunstwerke wie kostbare Gemälde und Altarbildnisse aufbewahrt. Heute sind diese, ebenso wie elegante Renaissance-Fresken von Romanino und Dosso Dossi, in der Pinakothek des Museums zu bestaunen.

Ein Muss bei einem Besuch ist auch der Torre dell'Aquila, in dem der berühmte Monatszyklus „Ciclo dei mesi“ zu bewundern ist. Er entstand zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert und gilt international als eines der wichtigsten Meisterwerke gotischer Kunst.

Die nächste Etappe führt in die Altstadt von Trento. Im historischen Zentrum gibt es an den Fassaden der Adelshäuser weitere prächtige Renaissance-Fresken zu bewundern. An der Piazza del Duomo, dem pulsierenden Herz der Stadt, befindet sich neben der majestätischen Kathedrale San Vigilio das Museo Diocesano Tridentino. Wenn Sie mehr zur Geschichte und den Bischofsfürsten erfahren wollen, sind Sie hier genau richtig.

Zwischen Tal und Berg – von Burg zu Burg (Etappen C-D)

Für die folgenden Etappen des Kulturpfades geht’s raus aus der Stadt. Vier Burgen stehen auf dem Plan, die im Trentino Geschichte geschrieben haben. Nach nur dreißig Minuten mit dem Auto erhebt sich als erstes die mächtige Renaissance-Festung Castel Beseno. Sie stand 1487 im Mittelpunkt der historischen Schlacht von Calliano, einem entscheidenden Kampf im Krieg zwischen venezianischen Truppen und Trentiner sowie Tiroler Soldaten. Das Innere der Burg, eine Museumssammlung sowie temporäre Ausstellungen und viele Angebote speziell für Kinder warten nur darauf, entdeckt zu werden.

Die zweite Burg am Fuße der Dolomiti di Brenta liegt etwa eine Autostunde von Castel Beseno entfernt. Das Castel Stenico war ab dem 12. Jahrhundert im Besitz der Fürstbischöfe und Sitz des Verwaltungshauptmannes aller umliegenden Gebiete. Heute sind dort archäologische Funde, eine wertvolle Sammlung von Intarsienmöbeln, beeindruckende Fresken und historische Waffen zu besichtigen.

Von den Apfelplantagen im Val di Non zu den Bergen im Val di Sole (Etappen E-F)

Das nächste Schloss liegt idyllisch zwischen Apfelplantagen eingebettet im Val die Non. Mit seinem eleganten Äußeren und den perfekt erhaltenen Innenräumen ist das Castel Thun ein kleines Juwel. Jahrhundertelang war es die Residenz der Thuner, einer der ältesten und mächtigsten Familien des Trentiner Adels. Heute beherbergt es Waffen, Porzellan, Kutschen und die Originaleinrichtung aus dem 16. Jahrhundert – darunter das reich möblierte und mit Kiefernholz verkleidete Bischofszimmer.

Nach einem Spaziergang im wundervollen Garten des Schlosses führt der Kulturpfad weiter nach Norden ins Val di Sole. Dort warten die Mauern des Castel Caldes, die mit einer traurigen und romantischen Liebesgeschichte in Verbindung gebracht werden. Der Legende nach wurde in dieser gotisch anmutenden Burg die adelige Olinda gefangen gehalten. Sie hatte sich tragischerweise in den Hofsänger verliebt und wurde dafür eingesperrt. Heute finden hier interessante Ausstellungen, viele Kulturveranstaltungen und immer wieder Konzerte statt.

Zum Abschluss ein Palast im Val di Fiemme (Etappe G)

Die letzte Station auf der Reise durch die Zeit und Kultur des Trentino liegt in Cavalese. Im Herzen des Val di Fiemme befindet sich der imposante Palazzo della Magnifica Comunità. Der Palast wurde im Mittelalter von den Fürstbischöfen von Trient für die größten Vikare erbaut und von ihnen selbst auch als Sommerresidenz genutzt. Im Jahr 1850 wurde er Sitz der Magnifica Comunità di Fiemme. Diese 1111 n. Chr. gegründete Organisation war während ihrer tausendjährigen Geschichte stets bemüht, die Umwelt und das Kulturerbe im Val die Fiemme zu bewahren und aufzuwerten. Heute beherbergt der Palast eine abwechslungsreiche Kunstgalerie, ein Museum und zeigt wechselnde Ausstellungen.

Hier endet der Sentiero Culturale Storia e Arte. Das Trentino umfasst in seinem Verbund Rete dei Castelli natürlich weit mehr Sehenswürdigkeiten. Fast dreißig Burgen, Festungen, Schlösser, Paläste und Adelshäuser gehören dazu. Wenn Sie also nach der hier beschriebenen Tour noch nicht genug haben, kann’s gleich weiter gehen.

Veröffentlicht am 22/06/2022