Werk Lusern/Luserna

Der „Gottvater“, der den Bomben standhielt

Das Befestigungswerk, sicher eine der imposantesten Anlagen des österreichisch-ungarischen Sperrriegels, wurde zu Beginn des Ersten Weltkriegs so stark bombardiert, dass die weiße Flagge gehisst wurde – aber nur für kurze Zeit.

Auch dank seiner Lage an einem strategisch günstigen Punkt, in 1549 m Höhe auf dem Bergrücken, der das Val D’Astico und das Val Torra verbindet, war das Werk Lusern einer der Hauptschauplätze des Ersten Weltkriegs im Trentino. Es wurde zwischen 1907 und 1912 errichtet, als eine militärische Auseinandersetzung mit Italien an der Südgrenze des österreichisch-ungarischen Reichs voraussehbar wurde.

Es handelte sich eigentlich um eine der sieben beeindruckenden Befestigungswerke des Sperrriegels, den die Österreicher zwischen den Hochebenen von Folgaria Lavarone und Lusern errichteten, um die Durchbruchsversuche der Italiener abzuwenden. Aufgrund seines imposanten Erscheinungsbilds wurde es von den italienischen Soldaten als „Gottvater“ bezeichnet.

Das Werk, das unregelmäßig trapezförmig und von einem Graben umgeben ist, war bewaffnet mit vier 10-cm-Haubitzen M 09, zwei 8-cm-Schnellschusskanonen M5, zwei 6-cm-Schnellschusskanonen M 10 und 19 Maschinengewehren zu 8 mm M 07/12.

Zu Beginn des Kriegs, im Sommer 1915, wurde das Werk von Seiten der italienischen Artillerie so massiv bombardiert (5000 Kugeln in vier Tagen), dass der böhmische Kommandant Emanuel Nebesar sich gezwungen sah, die weiße Flagge zu hissen. Gegen diese Entscheidung mobilisierten die Batterien der nahegelegenen österreichischen Werke Verle und Gschwent ihre Artillerie, um zu verhindern, dass das Werk in feindliche Hände fiel. Als der Bombenhagel vorbei war, wurde Kommandant Nebesar abgesetzt und verhaftet.

In den letzten Jahren wurde das Werk grundlegenden Renovierungsarbeiten unterzogen.

 

Wegbeschreibung

Von der Piazza C. Battisti/Pill in Lusern aus folgt man der Beschilderung des dem 1. Weltkrieg gewidmeten Wegs „Dalle Storie alla Storia” (Von den Geschichten zur Geschichte) (Nr. 2). Es handelt sich hierbei um einen thematischen Pfad, auf dem 28 Metallprofile je eine wahre Geschichte erzählen, d.h. an Ereignisse erinnern, die die Zivilpersonen und Bewohner von Lusern während des 1. Weltkriegs erlebt haben. Der Weg führt zum Werk Lusern und dann weiter zum Vorposten Oberwiesen. Der Weg ist nur am Anfang etwas anstrengend, danach aber von jedermann in einer Gehzeit von ca. 2 Stunden zu bewältigen.

Alternativ dazu kann man von der Piazza C. Battisti/Pill der Beschilderung für die Hütte Rifugio Malga Campo folgen (erst Asphaltstraße und dann Forstweg). Von der Hütte aus geht man zunächst zum Vorposten Oberwiesen und dann zum Bollwerk.

Ein weiterer Ausgangspunkt befindet sich ca. 2 km vom Dorf entfernt entlang der Straße, die Lusern mit dem Passo Vezzena verbindet: bei Malga Millegrobbe – Langlaufzentrum Millegrobbe kann man das Auto stehen lassen und zu Fuß die Schotterstraße zum Werk Lusern nehmen (1,8 km).

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